Davis-Cup-Kapitän Stefan Koubek hat sich aktuell noch nicht auf sein Team festgelegt und will auch noch die Leistungskurven seiner Kandidaten abwarten. Allerdings kann er wie schon zuletzt fünf Spieler nominieren. "Das Schöne in diesem Team ist, dass man normal reden kann und die sich ziemlich gut auch selbst einschätzen können", meinte Koubek bei einem Medientermin des ÖTV in Kitzbühel. Neben Thiem bietet sich aktuell natürlich Dennis Novak an, zudem sind auch die Doppelspieler Oliver Marach und Alexander Peya ein Thema. Ob der aktuell angeschlagene Gerald Melzer oder sein Bruder Jürgen Melzer, der in Moskau mit zwei Punkten maßgeblich zum Überraschungssieg über Russland beigetragen hat, ins Team kommen, ist ebenso offen. Sebastian Ofner hat ebenso noch eine Chance.
"Für Jürgen wird es schwierig. Aber sie haben alle noch ein Monat Zeit. Ich kann nicht sagen, wer fix im Team ist." Aktuelle Entwicklungen können aber viel ändern. "Alexander Peya war zu Anfang der Saison nicht vorhanden, jetzt ist er in den Top Ten", erinnerte Koubek.
Der neue ÖTV-Präsident Werner Klausner freut sich jedenfalls auf ein "riesiges Tennisfest" in Graz. "Es war extrem erfreulich, was unsere Nationalmannschaft in Russland geleistet hat. Wir haben mit Dominic Thiem und den Helden von Russland ein extrem starkes Team, wir haben Top-Doppelspieler. Unser Kapitän hat die Qual der Wahl, und ich bin sicher, dass wir dort sehr gut auftreten werden", sagte der Salzburger, der die Chancen auf 50:50 einschätzt. "Wir werden alles in die Waagschale werfen, um Österreich nach vielen Jahren wieder in die Weltgruppe zurückzubringen", versprach Klausner.
Eine Weltgruppe, die 2019 schon ganz anders ausschauen könnte. Denn Mitte August wird in Orlando über eine umfassende, eigentlich revolutionäre Formatänderung des Traditionsbewerbs abgestimmt. Demnach gäbe es nur noch in Woche 5 eine Heim- bzw. Auswärtsbegegnung und dann im Herbst oder Spätherbst ein Finalturnier mit 18 Nationen. Hinter den Kulissen sorgt diese von Fußball-Star Pique initiierte Modusänderung für Riesendiskussionen, nicht nur in Österreich, sondern weltweit.
Ein Sponsor namens Kosmos garantiert für 25 Jahre nicht weniger als 3 Milliarden Dollar (2,58 Mrd. Euro), also 120 Millionen Dollar (103,30 Mio. Euro) pro Jahr. Viele fragen sich, ob derartige Summen überhaupt auf so lange Dauer abgesichert werden können. Oder ob es ein Ausstiegsszenario gibt, wenn das Format eben nicht ankommt. Zusätzlich plant die ATP in Konkurrenz zum vom internationalen Tennisverband ITF selbst einen großen World Team Cup zu Beginn des Jahres in Australien. Aktuell konkurrieren sich diese beiden Verbände also mehr als je zuvor. Und der enge Terminkalender lässt nur wenig Spielraum zu.
Ein internationaler Players-Council hat dem Vernehmen nach mit 9:0 gegen den "neuen" Davis Cup gestimmt, doch das Sagen haben die Verbände. Selbst im ÖTV ist man sich noch nicht einig. "Im Moment machen wir intern eine Entscheidungsfindung. Wir werden dann mit einem Entschluss nach Orlando reisen und dort unsere Stimme abgeben. Ich bin sehr gespannt, in welche Richtung diese internationale Entscheidung gehen wird", sagte Klausner.
Viele Vertragsdetails sind allerdings noch gar nicht bekannt. "Es gibt Pros und Contras zu der Thematik", meinte ÖTV-Geschäftsführer Thomas Schweda. "Allerdings sind die kolportierten Summen schon ein Aspekt, den man nicht vom Tisch wischen darf." Die Summen, die getrennt auf Spieler und Verbände aufgeteilt würden, seien "phänomenal" - dürfen aktuell aber nicht öffentlich gemacht werden.
Dass es einer Änderung bedarf, habe man in der Vergangenheit durch viele Absagen von Top-Ten-Spielern gesehen. "Da stellt sich die Frage, ob eine verkürzte Form nicht die bessere ist", meinte Schweda. Selbst in der Europa-Afrika-Zone würde das Fünf- bis Sechsfache an Geldern ausgeschüttet.
Dem Betriebswirten und Marketingfachmann widerspricht u.a. auch einer der neuen ÖTV-Vizepräsidenten, Raimund Stefanits. "Ich sehe den Davis Cup als Traditionsveranstaltung. Emotionen, wie wir sie im Wiener Happel-Stadion hatten oder hoffentlich auch in Graz erleben werden, kannst du nur zu Hause haben. Davis Cup lebt von Tradition und Emotion."
Ob sich die Traditionalisten angesichts der enormen, im Raumstehenden Geldsummen durchsetzen werden, darf trotz einiger Einsprüche auch von Spielerseite bezweifelt werden. Denn so manch kleiner Verband könnte den Geldsegen freilich auch angesichts immer schwieriger werdender Sponsoren-Lukrierung durchaus gebrauchen.
Der ÖTV gab im Zuge des Termins auch bekannt, dass man sich mit einem prominenten Namen verstärkt hat: Markus Hipfl wird schon ab September die Trainer-Riege in der Südstadt verstärken. Der Ex-Davis-Cupper wird mit seiner Frau nach Wien ziehen. Hipfl freut sich auf die neue Aufgabe und wird - wie zu seinen Anfängen als Trainer - intensiv auch mit Günter Bresnik und Wolfgang Thiem zusammenarbeiten.
Textquelle: APA