Pia: Das Projekt MySportMyStory beschäftigt sich mit den vielseitigen Geschichten unterschiedlicher Sportler. Du selbst hast ja mittlerweile mehrfach an Rallye-Bewerben als Fahrer teilgenommen, erzähl uns bitte davon.
Gregor: Sport hat im Allgemeinen in meinem Leben immer eine große Rolle gespielt. Insbesondere galt mein Interesse aber schon früh dem Motorsport. Ursprünglich begann das alles mit meinen drei Brüdern ganz klassisch beim Straßensport. Später haben wir dann mit dem "Gatsch-hupfn" begonnen und das Enduro-Fahren für uns entdeckt. In diesem Zusammenhang haben wir die Kinis, die ganze großartige Familie, kennengelernt. Wenn ich jetzt von „wir“ rede, dann weil ich bei Rallye natürlich immer an die Paris Dakar denke, die ich zusammen mit meinem Bruder Tobias (Anmerkung: Moretti) absolvierte. So hat das eigentlich alles begonnen. Seit ich denken kann, liebe ich es gemeinsam mit meinen Brüdern, Abenteuer zu bestreiten. Daher war es unser großes Ziel, eine Weltreise zu machen. Jetzt ist die Welt immer depperter geworden und es ist kaum mehr möglich, irgendwo hinzufahren. So entstand schlussendlich die Idee, mit Paris Dakar unseren Jugendtraum zu verwirklichen! Nach und nach wurde der Gedanke daran immer konkreter und wir dachten uns: Sponsoren hin oder her, wir machen das jetzt einfach. Punkt. Dann ist alles andere, wie so oft im Leben, von allein gekommen (Gregor schmunzelnd in die Kamera: Ein guter Tip für die jungen Kollegen: Einfach machen!).
Pia: Wenn Du jetzt beispielsweise im Theater ein schwieriges Stück probst und es Dir einfach nicht so gelingen will, wie Du es gerne möchtest. Was setzt Du deinem inneren Zweifel dann entgegen?
Gregor: Ich kämpfe mit sehr viel Hass... (kichert)! Nein! Ehrlich gesagt, ist das immer unterschiedlich: Manchmal muss man versuchen, locker zu lassen und in anderen Situationen muss man ganz einfach fleißiger sein. Unter Lebenserfahrung verstehe ich, zu wissen, wann man wie reagieren muss.
Pia: Oder zumindest zu merken, wenn man die falsche Richtung einschlägt. Wenn man merkt, dass man fleißig trainiert und trotzdem geht sprichwörtlich nichts weiter, probiert man es auf eine andere Art und Weise.
Gregor: Ja. Aber diese Coolness muss man sich erst aneignen. Der Ehrgeiz des Sportlers ist oft auch sein Handicap.
Pia: ... aber ohne Ehrgeiz, kommt der Sportler auch nicht an sein Ziel, oder?
Gregor: Wenn es eines gibt, das mir mein Freund und Konditionstrainer Gerhard Ausserlechner gelehrt hat, dann dass es wichtig ist, Pausen zu machen, weniger zu trainieren und Spaß zu haben. Man darf die Freude am Sport nicht verlieren.
Pia: Einen Boxer zu spielen versus ein Sportler zu sein. Du hast beides erlebt, worin liegt der grundlegende Unterschied?
Gregor: Der grundlegende Unterschied liegt nicht in der Vorbereitung, sondern in der Konsequenz. Der Sport ist lebensgefährlich! Solange ich spiele, kann mir nichts passieren, es ist nicht lebensgefährlich. Wenn du die Rallye wirklich fährst, springst du dem Teufel jeden Tag einmal von der Schaufel, das muss dir klar sein. Manchmal ist es Glück, manchmal Können und manchmal Schicksal.
Pia: An welchen Moment der Rallye Dakar erinnerst Du dich am liebsten, an welchen am öftesten?
Gregor: In Bezug auf die Rallye Dakar gibt es hunderte, tausende Eindrücke und Geschichten, die ich erzählen könnte. In punkto Schönheit gab es in Mauretanien einen Moment, an den ich mich gerne zurückerinnere: Wir kamen nach einer 200 Kilometer langen Fahrt durch die Wüste hinunter in ein Tal mit riesigen grünen Palmen, in dem alles blühte. Ein Tuareg oder König in einem blauen Gewand ritt auf einem Kamel an uns vorbei. Es war aber keine Erscheinung, weil Tobias es auch gesehen hat (lacht). Unbeschreibliche Erinnerungen! Aber auch Nächte, in denen es eisige minus 4 Grad im Zelt hatte und das Wasser in meiner Trinkflasche fror, bleiben mir im Gedächtnis. Trotzdem setzt du dich am nächsten Tag um drei Uhr morgens aufs Motorrad und fährst um dein Leben. Man befindet sich in einem Rauschzustand, ausgelöst durch Erlebnisse und Extremsituationen, die dich prägen!
Pia: Das heißt, Du würdest es wieder tun?
Gregor: Nein (lacht laut)! Das ist letztendlich der Unterscheid: Ich bin kein Berufssportler. Ich habe nicht den Ehrgeiz zu gewinnen. Im Gegenteil, Erster zu werden ist mir blunzen. Mir geht es in erster Linie um das „Spiel“, deswegen auch Schau-Spieler. Ich nehme das „Spiel“ ernst, ich bereite mich darauf vor, aber es geht mir nicht um die Platzierung. Das ist der Unterschied zwischen einem Spitzensportler und einem Kasperl.