Eisbad-Hüpfen elfte Disziplin für Zehnkämpfer Distelberger

Dienstag und Mittwoch sollen mit bis zu 37 Grad die beiden heißesten Tage während der Leichtathletik-EM in Berlin werden. Es sind die Tage der Zehnkämpfer, die ohnehin schon die größten Strapazen von allen auf sich nehmen. Der Österreichische Verband sorgte wie andere vor, Dominik Distelberger darf zwischendurch als elfte Disziplin ins Eisbad hüpfen.

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Zehnkämpfer Dominik Distelberger trotzt der Hitze

Wettkampfbeginn für den französischen Topfavoriten Kevin Mayer - Olympia-Zweiter und Freiluft Weltmeister im Zehnkampf, Hallen-Weltmeister in Siebenkampf - und seine Kollegen ist am Dienstag um 9.30 Uhr mit den 100 m, um 21.00 Uhr steht der 400er auf dem Programm. Tags darauf fällt der Startschuss mit den 110 m Hürden um 9.35, der 1.500-m-Lauf zum Finale ist für 21.35 angesetzt.

Distelberger kennt so lange Tage schon von anderen Großereignissen, und auch mit so heißen Temperaturen hatte er im Wettkampf bereits zu tun. "Ich kann mich noch an die U20-EM in Serbien erinnern, da hatte es 40 Grad, das hat man auch irgendwie überstanden. Du musst schauen, dass du den Kopf immer wieder runterkühlst, ein Handtuch draufgibst, dich vor der Sonne schützt. In Summe ist man sicher sechs, sieben Stunden in der prallen Sonne", stellt sich der 28-Jährige den Tatsachen.

Das erste Mal wird den österreichischen Athleten bei Europameisterschaften im Stadionbereich ein Eisbad geboten, Distelberger wird es so oft wie möglich nützen. Es hat ein Fassungsvermögen von 2.000 Litern, eine Pumpe kühlt das Wasser auf acht Grad runter. "Das ist der Anfang der Kühlungskette. Dann muss der Athlet im Call Room weiter gekühlt werden, da bekommen wir von einer Firma eigene Pads, die lange auf einem niedrigen Niveau zwischen acht und zwölf Grad halten", berichtete ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler.

Eiswürfel indes seien nicht so optimal, weil infolge des Eis-Schocks oft die Kapillaren zumachen würden. Auch für die Marathonläufer ist übrigens gesorgt, sie werden für die Aufwärmphase Kühlwesten bekommen. Und im Hotel stünden von der Firma Zimmer Medizintechnik als Ende der Kühlkette fünf mit Eiswasser betriebene Kühlhosen zur Verfügung. Auch wenn es nicht so warm wäre, sei Kälte immer ein Thema bei der Wiederherstellung und Regeneration, merkte Högler an. Auch in Hinblick auf die Doha-WM 2019 seien diese Erfahrungswerte wichtig.

Zehnkämpfer Distelberger wird im Olympiastadion nicht nur mit der Hitze kämpfen. Nach einer guten Hallen-Saison mit dem achten WM-Rang und sechs beschwerdefreien Monaten machte sich beim 8.175-Punkte-Mann nach dem rasch erfolgten Umstieg auf die Spikes Ende März wieder sein altes Achillessehnenproblem bemerkbar, wobei die Schmerzen anders als bei der London-WM 2017 (17.) weiter nach unten zur Ferse gewandert sind.

"Ich wollte den Schwung aus der Halle mitnehmen, aber ich hätte lieber noch ein paar Wochen normal mit Turnschuhen trainieren müssen. Gleich beim ersten Training mit den Spikes war zu viel Spannung auf den Waden." Weil keine Zeit zum Pausieren bleibt, bleibt auch der Schmerz. Deshalb sind die Topfenwickel als bewährtes Hausmittel wieder mit dabei ist.

Erst Anfang Juli begann Distelberger wieder mit dem Lauftraining, mehr als fünf Trainings pro Disziplin gingen sich nicht aus und die technische Sicherheit komme nun einmal nur mit der Wiederholung. Körperlich gehe es ihm aber gut, weil er genügend Krafttraining machen konnte. "Die Wettkampfpraxis fehlt halt. Ich weiß nicht, wie konstant ich die Leistungen abrufen kann. Und mal sehen, wie sich die Sehne nach dem ersten Tag verhält."

Wenn es gar nicht laufe, müsse er sich schon überlegen, ob es Sinn mache, sich durchzukämpfen und danach den Zehnkampf in Talence auch noch zu gefährden. "Ich muss in mich reinhören, das wird sich alles zeigen. Aber ein Monat mehr Vorbereitung wäre perfekt gewesen."

In Talence möchte er auch in Hinblick auf das neue Qualifikationssystem für die WM 2019 antreten, drei Leistungen (inklusive Hallen-Mehrkampf) innerhalb von 18 Monaten zählen. Freiluft-EM in Berlin, das Meeting in Talence, die Hallen-EM in Glasgow, die Meetings in Götzis und Ratingen sowie die Staatsmeisterschaften wären seine möglichen Bewerbe zum Punktesammeln.

Ebenfalls am Dienstag für den ÖLV im Einsatz ist 3.000-m-Hindernisläufer Luca Sinn, der vom Europaverband als Nachrücker eingeladen wurde. "Ich habe nicht mehr damit gerechnet und bin überglücklich. Ich laufe gegen Leute, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kenne. Ich will die Chance nützen, mich gut zu präsentieren, viel Erfahrung sammeln und möglichst viel von meinen Vorbildern abschauen", sagte der 22-Jährige vor seinem Vorlauf.

Berlin (APA)



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