Der 18-Jährige Maturant lebt Tennis. Ab Mai 2018 bestreitet er seine dritte Saison en suite in der österreichischen Bundesliga. Dabei wollte der großgewachsene Blondschopf als Kind eigentlich Eishockeyspieler werden. Zurzeit ist Yannick einer Doppelbelastung aus Schule und Leistungssport ausgesetzt. Der größte Traum des jungen Telfers ist es, College Tennis in den USA zu spielen. Um dieses Ziel zu erreichen, drückt Yannick fleißig die Schulbank, da gute Noten Voraussetzung für ein Stipendium an einer amerikanischen Universität sind.
Wie geht es dir in deiner aktuellen Situation, sprich der Brücke zwischen Leistungssport und Matura? Ich musste mein „normales“ Tennispensum natürlich ein bisschen einschränken, um in der 8. Klasse schulisch am Ball zu bleiben. Momentan gehen sich somit leider nicht mehr als zwei Einheiten am Platz und ein Fitnesstraining pro Woche aus. Nichts desto trotz, versuche ich mich gerade in diesen Einheiten voll zu fokussieren und Gas zu geben. Wenn ich am Platz stehe, möchte ich ein qualitativ gutes Training abliefern. Ich muss sagen, dass es nicht immer nur Nachteile hat, den Trainingsumfang ab und an zu reduzieren. Ich bin sozusagen „richtig heiß“ auf die vergleichsweise wenigen Einheiten, die ich derzeit am Platz verbringe. Es geht was weiter, das spüre ich!
Anfang Mai startet die Freiluftsaison und somit die Mannschaftmeisterschaft. Welche Ziele hast du dir darüber hinaus für die kommende Saison gesteckt? Mein Ziel ist es, die guten Resultate der letzten Saison zu wiederholen. Ich hatte 2017 in der Tiroler Liga (Anmerkung: höchste Liga Tirols) eine Bilanz von 6 Siegen zu 2 Niederlagen und in der Bundesliga 2. Division (Anmerkung: zweithöchste Liga Österreichs) von 3 Siegen zu 3 Niederlagen. Die vergangene Saison lief großartig, mein Ziel ist es aber natürlich, die Bilanz der letzten Saison zu toppen. Im besten Fall halte ich Ende Juni mein Maturazeugnis in den Händen. Im Sommer möchte ich mich voll aufs Tennis konzentrieren, Turniere spielen und Punkte sammeln, um mich im nationalen Ranking zu verbessern. Ab September bin ich als Zivildiener im Einsatz, danach möchte ich College Tennis in den USA spielen. Das ist mein Traum. Allerdings zählen dort nicht nur sportliche Leistungen, sondern auch ein solider Schulabschluss. Gute Noten, eine Top-Platzierung in der (inter)nationalen Tennis-Rangliste und ein erfolgreicher Aufnahmetest sind Voraussetzung für eine Elite-Universität. Alles unter einen Hut zu bekommen ist eine Herausforderung.
Was würdest du als deine größte Stärke am Platz bezeichnen? Meinen Return. Ich kann den Aufschlag meines Gegners „lesen“. Dadurch stehe ich im Moment des Returns richtig zum Ball und kann das Service des Gegners attackieren. Durch das gute Auge kann ich mein Defizit in punkto Beinarbeit „etwas“ ausgleichen (schmunzelt). Ich würde mich aber auch als mental starken Tennisspieler bezeichnen. Man könnte fast sagen, dass ich meine Matches am liebsten im 3. Satz (Anmerkung: entscheidender Satz) gewinne. Das taugt mir ziemlich. Was mir allerdings noch ein bisschen fehlt, ist das nötige Selbstvertrauen gegen Spieler, die in der Rangliste besser platziert sind als ich selbst.
Warum Tennis? Tennis hat mich von Anfang an fasziniert. Meiner Meinung nach vereint Tennis die motorischen Grundeigenschaften wie kein anderer Sport. Dazu kommt noch eine gewisse Art von Eleganz, in Wimbledon (größtes Rasenturnier der Welt [Grand Slam]) etwa, wo die Spieler ganz in weiß antreten müssen. Roger Federer war schon mein größtes Vorbild, als ich zum ersten Mal einen Schläger in der Hand hielt. Als ich neun Jahre alt war, kannte ich bereits Schlägermarke, Bekleidungsausstatter, Körpergröße und Turniertitel von quasi jedem Spieler in den Top 100. Da konnte und kann mir keiner etwas vormachen (lacht). Tennis ist einfach meine Leidenschaft. Oft entscheidet der Bruchteil einer Sekunde, ein einziger Punkt über Sieg oder Niederlage. Ich kenne keinen anderen Sport, in dem Verlieren und Gewinnen so nah beisammen liegt.
Bist du noch nervös vor Matches? Bis vor etwa drei Jahren war ich vor Matches immer brutal nervös. Ich hatte Angst gegen „schlechtere“ Spieler zu verlieren und ärgerte mich ständig über meine eigenen Fehler. Heute sehe ich das Ganze gelassener und bin auch am Platz ruhiger und entspannter, da sich meine Ziele verändert haben. Ich denke nicht mehr von Turnier zu Turnier, sondern trainiere und arbeite für mein großes Ziel, College Tennis in den USA. Wenn es heute in einem Match mal nicht so läuft, vertraue ich auf meine Stärken. Ich fokussiere mich bei jedem Ballwechsel, achte darauf, gut zum Ball zu stehen. Ich versuche mir während eines Matches auch immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass ich hart trainiert und viele Schläge gespielt habe, auf die ich bauen kann.
Du hast in deiner Kindheit leidenschaftlich Eishockey in der Nachwuchsmannschaft der Innsbrucker „Haie“ gespielt. Wieso hast du den Tennisschläger gegen die Eislaufschuhe eingetauscht? Mein Lächeln war mir einfach wichtiger (schmunzelt)!
Du spielst seit Jahren Schlagzeug beziehungsweise Marimbaphon. Profitierst du am Tennisplatz davon? Schlagzeug beziehungsweise Marimba zu spielen ist koordinativ recht anspruchsvoll, da Hände und Füße meist unterschiedliche Rhythmen spielen. Ich sehe es aber in erster Linie als Ausgleich zum Sport.
Alles Gute!
(lp)